Montag, 6. März 2017

Die Funde von Bernstorf sind echt, was ist mit der Scheibe von Nebra? Vorabdruck aus Zeitensprünge 1/2017


Bernstorf und Nebra

Die Funde von Bernstorf sind echt, was ist mit der Scheibe von Nebra?

Heribert Illig

 

Bernstorf: Ein Buch voller Gutachten gegen Fälschungsvorwürfe

 

Vorabdruck aus Zeitensprünge 1/2017

 

 

Gebhard, Rupert / Krause, Rüdiger (2016): Bernstorf · Archäologisch-natur­wissenschaftliche Analysen der Gold- und Bernsteinfunde vom Bernstorfer Berg bei Kranzberg, Oberbayern (Bernstorf-Forschungen 1, Abhandlungen und Bestandskataloge der Archäologischen Staatssammlung, Bd. 3 zugleich: Frankfurter Archäologische Schriften, Bd. 31; Archäologische Staatssammlung, München, 319 S., [= G/K], vorgestellt am 09. 01. 2017

 

Ab der ersten Auffindung von Gold am Bernstorfer Berg, 1998, wurden sehr schnell Fälschungsverdachtsmomente lanciert und immer wieder befeuert. Deshalb hat sich die Archäologische Staatssammlung München als Eigentümerin der Gold- und Bernsteinfunde 2014 nicht nur dazu entschlossen, den Reinheitsgrad der ‘mykenischen Goldfunde’ von unabhängiger Seite, von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin, untersuchen zu lassen, sondern auch eine Vielzahl weiterer Prüfungen anzustoßen und zu veröffentlichen. Zu Jahresbeginn ist dieser gewichtige Band von Museumsdirektor Prof. Rupert Gebhard und Grabungsleiter Prof. Rüdiger Krause, Frankfurt, präsentiert worden. Dem Freundeskreis des Museums – „freunde der bayerischen vor- und frühgeschichte“ – wurde das Buch von Gebhard am 19. 01. vorgestellt; der Rezensent konnte zuhören. Vorab: Der technische Untersuchungsaufwand war beträchtlich:

Elektronenstrahlmikrosonde (Frankfurt, München),

FTIR-Spektrometrie,

Laser Ablation Massenspektrometer (Frankfurt),

Mößbauerspektroskopie (München),

Neutronen-Aktivierungsanalyse (NAA), München,

Rasterelektronenmikroskop,

Röntgenfluoreszenzanalyse mit Synchrotronstrahlungsanregung (BAM),

Stereomikroskop (Toulouse),

Thermolumineszenzanalysen.

Die ‘Steine’ des Anstoßes: 16 teils fragmentierte Goldbleche mit einer Materialstärke von 0,08 bis 0,07 mm und einem Gesamtgewicht von 104,4 g [G/K 165]. Rekonstruiert wurden ein Diadem und eine Goldnadel (Zepter). Weiter geht es um 56 Bernsteine, sechs durchbohrt, zwei mit Gravuren. Weil der Archäometallurg Prof. Ernst Pernicka an der Reinheit des Goldes Anstoß nahm und nimmt, während andere Forscher die Bernsteingravuren für Fälschungen halten, werden in dem Buch 18 Fachbeiträge abgedruckt, die mit einer historischen Ausnahme für das Buch in Auftrag gegeben worden sind.

 

Goldreinheit

Die neuerliche Reinheitsprüfung für das Gold wurde im August/September 2015 von der BAM erstellt. Die Reinheit ist mit 99,99 % [G/K 203, 74, 80] tatsächlich erstaunlich hoch. Allerdings sind bei zwei Proben 98,35 bzw. 99,7 % gemessen worden. Das sollte bei einer modernen, elektrogalvanischen Fertigung mit gleichbleibendem Fertigungslevel nicht passieren, zumal Cadmium und Zink fehlen, obwohl sie in modernem Gold auftreten [G/K 74]. Ab da geht es in vielen Detailschritten weiter.

Zunächst beleuchtet Harald Schulze die Schwierigkeiten mit Fälschungen anhand einer vermeintlich mykenischen Eberjagdszene auf einem Goldblech [G/K 190-194]. Es wurde 2014 im Kunsthandel angeboten; zu dem Angebot gehörte eine archäometallurgische Untersuchung, die ausgerechnet Pernicka als beigezogener Sachverständiger so resümiert:

„sind weder bei der chemischen Zusammensetzung noch beim äußeren Erscheinungsbild eindeutige Auffälligkeiten erkannt worden, die auf eine Fälschung hinweisen würden. Es handelt sich allerdings um ein auffällig reines Gold“ [G/K 190],

das er jedoch nicht als gefälscht bezeichnet. Mit stilkritischen Begründungen demonstriert Schulze, dass hier ein Detail von der berühmten François-Vase auf Metall übertragen worden ist, wobei u.a. die üblichen Keramikbeschriftungen übernommen wurden, die jedoch auf Metall nicht üblich waren, dazu grobe Vereinfachungen und mehrfache Missverständnisse der antiken Bildsprache auftraten, so dass erneut das Goldblech geprüft wurde. Nun bewiesen Röntgenaufnahmen, dass es sich um ein modern gewalztes Blech handelt.

„Das Beispiel zeigt, dass die chemische Analyse des Goldes in diesem Falle keine Entscheidung über die Authentizität des Objektes liefern konnte, während die Analyse der handwerklichen und motivischen Elemente ein eindeutiges (in diesem Falle negatives) Ergebnis erbrachte“ [G/K 194].

Im Falle Bernstorf postuliert Pernicka, das Unterschreiten eines bestimmten Kupfergehalts (0,01 % [G/K 75 f.]) weise automatisch auf eine elektrogalvanische Gewinnung hin, doch das „ist in mehrfacher Hinsicht höchst fragwürdig und in keiner Weise zwingend“ [G/K 21], wie Gebhard anschließend zeigt. Die Goldreinheitsprüfung ist auch beim Bernstorfer Gold unter Fälschungsaspekten nicht trennscharf. Messungen mit einer Elektronenstrahlmikrosonde ergaben, anders als bei elektrogalvanischem Gold [G/K 78], signifikante räumliche Inhomogenitäten bei Silber, Kupfer, Zinn, Antimon, Palladium und Wismut:

„Diese deutlichen Schwankungen im Spurenmetallgehalt bereits in der kleinen untersuchten Probe weist [sic] deutlich darauf hin, dass es sich bei der untersuchten Goldprobe trotz durchaus vergleichbarer Reinheit nicht um auf galvanischem Wege erzeugtes Feingold handeln kann, das eine viel gleichmäßigere Spurenelementverteilung aufweist“ [G/K 203].

Wie kommt dann die hohe Reinheit zustande? Dazu macht Gebhard Tiegelexperimente, bei denen – bei einer Ausgangslegierung von 90 % Gold, 6 % Silber und 4 % Kupfer [vgl. G/K 186] – der Zementationsprozess mit Alaun und Salzmischungen sehr wohl derart hohe Reinheitsgrade erbrachte, wohlgemerkt bereits bei der ersten Wiederholung einer Zementation [G/K 21, 75]. Karl Thomas Fehr und Rupert Hochleitner weisen außerdem darauf hin, dass es in Nieder- wie in Nordbayern praktisch silberfreies Waschgold gibt [G/K 85, 203], auch sehr kupferarmes Flussgold [G/K 22]. Pernicka selbst hat am Freisinger Domberg gefundene Goldflitter analysiert (2015 publiziert): Ihr Goldgehalt liegt bei 98 bzw. 99 %, der Kupferanteil liegt mit 0,0057 % unter der von ihm bei 0,01 % angesetzten Reinheitsgrenze [G/K 85]!

An Münzen – keltischen Regenbogenschüsselchen – lässt sich zeigen, dass sie im Randbereich, aber nur an der Oberfläche, durch chemische Austauschprozesse mit ihrem Umfeld praktisch reines Gold nahe 100 % aufweisen können [G/K 22; 258], obwohl bei diesem Prozess Gold in den Boden abwandert. (Wer es exotisch will, lässt absolut reines, sogenanntes authigenes Gold durch Bakterien erzeugen [G/K 112].) Da Reinheitsmessungen mit Röntgenfluoreszenzanalyse zerstörungsfrei arbeiten, dringen sie laut Martin Radtkes BAM-Bericht nicht in das Prüfmaterial ein [G/K 209], weshalb die Aussagekraft dieser Analysen beschränkt bleibt (auch wenn Radke von einer Fälschung ausgeht [Rauchhaupt]). Was Erstellung und Bearbeitung angeht, so sind sie für Barbara Armbruster einigermaßen frappierend:

„Das Ensemble von Bernstorf ist exzeptionell für die Mittelbronzezeit und seine Echtheitsfrage ist nach wie vor in der Diskussion. Ungewöhnliche und unklare Fundumstände, das hochreine Material, sogar die Objekttypologie und das Fehlen von Vergleichsfunden geben dem Ensemble einen eigenartigen Charakter. Aus der europäischen Bronzezeit sind weder Artefakte aus vergleichbar reinem Gold noch in ähnlicher Machart bekannt. Allerdings können die Werkzeugspurenanalyse und die handwerklichen Merkmale auch keinen Nachweis für eine Fälschung erbringen, da keine modernen Gerätschaften verwendet wurden. Es lassen sich die Verwendung von Blechstreifen und eine schlechte Verarbeitung mit rudimentären Techniken erkennen, was für das mittelbronzezeitliche Goldschmiedehandwerk ungewöhnlich erscheint“ [G/K 174 f.].

Andererseits widersprechen die Oberflächen mit ihren willkürlichen Kratzern [G/K 86], vielleicht durch Steinwerkzeug hervorgerufen [G/K 94], sowohl im makro- wie im mikroskopischen Bereich entschieden einer maschinellen Glättung [G/K 86, 92; Gebhard]. Die mikroskopischen Schneidspuren an den Goldblättern lassen sich mit Silex (Feuerstein) nachvollziehen [G/K 95]. Zu beachten ist, dass frische Kratzer an den Rillen Grate erzeugen, die später wieder abgetragen werden. Maschinelle Glättung hinterlässt regelmäßige Spuren, Glättung von Hand erzeugt hingegen inhomogene, auch kreuzweise Spuren [G/K 86, 91]. Bei den dünnen, gefalteten Goldfolien war mindestens eine Festsinterung festzustellen [G/K 92], die einen Fälscher überfordern würde.

Die Analysen betrafen auch Anhaftungen an den Fundstücken, die von den in Bernstorf anstehenden Böden stammen:

„Bei Gegenüberstellung der Eigenschaften des Fundmaterials weisen alle Parameter darauf hin, dass das Bodenmaterial von den archäologischen Funden ursprünglich aus einer Tiefe zwischen 10 und maximal 25 cm stammt. Da der Prozess der Podsolierung [= Prozess der Umlagerung metallorganischer Verbindungen im Boden durch sickerndes Wasser aus dem Ober- in den Unterboden; HI] nicht in einem Zeitraum weniger Jahrzehnte abgeschlossen ist, kann davon ausgegangen werden, dass das Bodenmaterial der Funde autochthon dem Bodenbildungsprozess ausgesetzt war“ [G/K 243].

Es gibt auch Einflüsse, die einem Fälscher mit Sicherheit nicht bewusst gewesen wären, etwa die radioaktive Belastung durch den Reaktorunfall von Tschernobyl. „Die spezifische Aktivität ist in einer Tiefe von 20 cm um etwa einen Faktor 100 geringer als in der obersten Humusschicht des Bodens“, weshalb die Probe der Ummantelung des Goldfundes „am besten zu der Bodenprobe aus dem Tiefenbereich 15–20 cm passt“ [Vier Forscher lt. G/K 247]. Dem entspricht auch die Verteilung der Eisenisotope 57Fe [G/K 250].

Ein bislang kaum beachtetes Phänomen ist ein stark erhöhter Goldgehalt in Bodenproben direkt bei den Goldfunden [G/K 257]. Dies bestätigt sich bei einer „noch am Objekt befindliche[n] Sedimentanhaftung aus Bernstorf“ [G/K 259]. Die Ummantelung des Goldfundes zeigt eine Gold-Konzentration vom 96 bis 280-fachen gegenüber einer Standardbodenprobe von ca. 1 für dieses Gebiet [G/K 261], so Ursel und Friedrich Wagner sowie Gebhard.

Geprüft wird von Paola Paoletti auch, ob das Zementationsverfahren im Mesopotamien des -2. Jtsd. bereits eingesetzt worden ist. Das lässt sich mit keilschriftlichen Quellen belegen [G/K 177-182].

Altägypten: Die Sargwanne des Echnaton war mit einem goldenen Gitternetz belegt. Bei ihm liegt ein Reinheitsgrad von 97,8 % vor; in mehreren Proben wurden <99,6 % gemessen [G/K 81]. Erzeugt wurde es mit dem Zementationsverfahren, hier erstmals für Altägypten nachgewiesen. Das Gold wurde in Blättern von bis zu 50 cm Länge aufgelegt, „die bislang größten bekannten Goldfolien des Altertums“ [Grimm in Grimm/Schoske, 72, 85; G/K 102], die sich in Bernstorf wiederholen (hier Länge ›44,2 cm [G/K 101]). Aus böhmischen Hügelgräbern sind mittlerweile ebenfalls lange Goldstreifen und -folien bekannt. Prüfungen ergeben einen Goldgehalt von 99,9 % [G/K 105-108].

Ein verkohltes Stabfragment in einem spiralförmig gewickelten Goldblech führte wiederholt zu Fälschungsbehauptungen. Das Holz ergibt 14C-Datierungen von ca. 1375–1268 [G/K 213]; unterstellt wurde, es sei vom Fälscher aus dem abgebrannten, bronzezeitlichen Wall geholt und in die gedrehten Goldfolien eingesetzt worden, um ihnen eine passende Datierung in der mittleren Bronzezeit zu sichern. Der Altersfrage des Holzes widmen sich Bernd Kromer und Helene Hoffmann. Zur Fälschungsbehauptung: Eine solche Fundmanipulation ginge wegen seiner großen Zerbrechlichkeit nur nach einer speziellen Tränkung des Holzes. Nun zeigt das Holzstück 11 bis 12 Zurichtungsflächen; außerdem belegen feinkörnige Sedimentreste, dass von dem Holz ein kleines Teil abgebrochen und im Boden gelagert worden ist [G/K 114 f.].

Weiter wurde als vermeintlicher Fälschungsbeweis genannt: Das in Kontakt mit dem verbrannten Holz stehende Gold müsste geschmolzen sein. Dem kann entgegengehalten werden, dass das Gold sehr wohl Brandspuren zeigt [Bilder G/K 111], aber nicht wegen des Holzes, das bei niedrigerer Temperatur verkohlt ist. (Schmelzpunkt des Goldes = 1.064°, in Legierungen niedriger; der Flammpunkt von Eiche liegt bei 270°.) Die Ummantelung dieses Objektes zeigt den dramatisch erhöhten Goldgehalt; sie kann deshalb „als primäre Fundumgebung angesehen werden“ [G/K 118].

Schließlich wurden im Doerner Institut organische Reste auf den Goldblechen geprüft:

„Als weiteres Ergebnis ist herauszustellen, dass Bestandteile aus Harzen, Wachsen oder Ölen nicht nachweisbar sind. Diese Feststellung widerspricht eindeutig der These Pernickas, das beobachtete organische Material wäre typisch für moderne Materialien bei der Herstellung“ [G/K 116].

Es kann also den wichtigsten Fälschungsbehauptungen Paroli geboten werden. Nichtsdestoweniger regen Gebhard und Krause ein interdisziplinäres Kolloquium zur Klärung weiterer Tatbestände an.

 

Bernsteinprüfung

Wie die Goldfunde werfen auch die beiden gravierten Bernsteine Fragen auf. Baltischer Bernstein ist immer wieder in Bernstorf geborgen worden, vor und nach den spektakulären Funden aus dem Jahr 2000, insgesamt 56 Bernsteinstücke und -splitter (1997–2005) [G/K 267/272]. Ältere Oberflächen mit längerem Luftkontakt zeigen keine Fluoreszenz mehr.

„Die Beschäftigung mit diesem Phänomen führte nach der Freilegung der Bernsteine von Bernstorf dazu, dass diese kontinuierlich im Dunkeln und unter Wasser aufbewahrt werden“ [G/K 124].

„Die gravierten Rillen zeigen im Gegensatz zu frischen Einritzungen keine Fluoreszenz und sind damit eindeutig verwittert“ [G/K 126].

Katherine Verkooijen hat bei Prüfungen sog. „amber dust“ festgestellt, für sie ein Zeichen für moderne Bearbeitung; doch eine Materialanalyse ergab Sedimentreste [G/K 123] bzw. „eindeutige Belege für eine Verwitterung der Gravuren“ [vgl. G/K 148, 265 f.]. Generell ist Bernstein schwer zu prüfen, weil ihn Luftzutritt verwittern lässt, aber Objekte „auch nach langer Bodenlagerung »werkfrisch« sein“ können [G/K 123].

Anfänglich wurde das eingeritzte Bild als unbeholfene Fälschung belächelt, zumal Moosauer eine nicht gegebene Ähnlichkeit zur Maske des Agamemnons erkennen wollte. Studien zur Gesichtsdarstellung zeigten, dass lächelnde Gesichter gerade bei mykenischen Idolen auftreten [G/K 129] und sich im archaischen Lächeln fortsetzen.

Klar und eindeutig ist der Befund bei den durchlochten Bernsteinen: Ihre Bohrungen sehen gänzlich anders aus als die scharfkantigen Löcher, die modernes Werkzeug hinterlässt [G/K 130].

Zwei winzige Goldblechstreifen (Goldlahn) aus dem Bernsteinsiegel, die nur 0,1 bis 0,55 mm breit sind, verbinden Bernstein- und Goldfunde [G/K 98]. Die Oberflächen dieser Goldfunde unterscheiden sich signifikant.

„Die Gleichartigkeit der Bleche und zugleich der Unterschied in den Gebrauchsspuren der Lahnfragmente aus dem Siegel und den Blechen aus dem Goldfund lässt als einzige Schlussfolgerung zu, dass die Herstellung aus denselben Blechen erfolgte, aber die Lahnfragmente aus dem Siegel hinterher im Gegensatz zu dem Goldfund nach der Herstellung kaum beansprucht wurden. Für Goldlahne sind solche Phänomene nicht unbekannt“ [G/K 99 f.].

Man staunt, was ein potentieller Fälscher alles beherrscht haben müsste.

 

Die Fälschungsvorwürfe

Manfred Moosauer und Traudl Bachmaier († November 2016) haben bei ihrer Suche nach eisenzeitlicher Verhüttungsplätzen – ab 1994 [vgl. G/K 276] – die „größte bekannte bronzezeitliche Befestigung nördlich der Alpen“ [so die auf Fälschung getrimmte Aussage von wiki y Bronzezeitliche Befestigung bei Bernstorf] aufgedeckt und wenigstens Teile von ihr vor dem drohenden Kiesabbau retten können. (Bezeichnenderweise erbrachte die ohnehin schwache Thermolumineszenz-Methode damals ein Alter von -500 [vgl. G/K 277, dazu auch 279, Fn 22]. Die 1,6 km langen Wälle aus Holz und Erde sind offensichtlich kurz nach ihrer Errichtung aus unbekanntem Grund systematisch niedergebrannt worden. 1998 meldeten die beiden Hobby-Archäologen erste Goldfunde aus Bernstorf. Erwin Neumair († 2015) kommt die zweifelhafte ‘Priorität’ zu, als Leiter des Archäologischen Vereins Freising und Kreisheimatpfleger 1999 als erster behauptet zu haben, Moosauer habe aus Griechenland mykenische Funde eingeschleust [G/K 59, 283, Fn 68]. Neumair hielt selbst die freigelegte bronzezeitlichen Befestigung noch für einen Kohlenmeiler [G/K 16]; vielleicht sah er in ihr Konkurrenz für seine Entdeckung von Wall- und Grabenanlagen auf dem Freisinger Domberg, die „zum wohl bedeutendsten Siedlungspunkt Südbayerns in der Bronzezeit“ gehörten [Goormann-Prugger].

Stefan Winghart als Leiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) zeigte wenig Engagement, wenn es um den Schutz des Bernstorfer Erdmonuments ging; er sah vermutlich eine groß angelegte Fälschung. 1997 wurde Gebhard durch einen Kontakt über die Archäometriegruppe am Forschungsreaktor München (Garching) eingebunden; er arbeitete damals in der Restaurierungswerkstatt der Archäologischen Staatssammlung München [G/K 280] und übernahm das Museum 2010. Den Ankauf der Stücke hat Ludwig Wamser (Direktor 1995–2010) veranlasst. Vor dem Erwerb, 1999, wurden die Goldfunde selbstverständlich geprüft.

2014 trat dann Pernicka mit der Behauptung vor, Gold- und Bernsteinfunde seien eindeutige Fälschungen [G/K 18].

„Pernicka hat in Absprache mit der Archäologischen Staatssammlung München (ASM), nach einer ersten Analysenreihe am Institut für Geowissenschaften (Frankfurt), eine weitere Messreihe durchgeführt. Dabei kam er zu abweichenden Ergebnissen und hat diese gegen die Absprachen mit der ASM publiziert und nach seinen Vorstellungen ohne die Beteiligung der Archäologen interpretiert. Dabei sind bei Weitem nicht alle notwendigen Kriterien für eine fundierte wissenschaftliche Ansprache und Einordnung berücksichtigt worden und so hat Pernicka den Vorwurf erhoben, dass es sich bei den Bernstorfer Goldblechen um modernes Gold und damit um Fälschungen handeln müsse. Diesen Vorwurf hat er hartnäckig auch zusammen mit Meller mehrmals wiederholt und mit alten und überholten Erkenntnissen zu untermauern versucht“ [G/K 23].

Nur auf seine Messungen als Chemiker und Archäometallurg gestützt, vertrat er 2016 seine Meinung, diese Funde „unverzüglich aus jeder weiteren Diskussion zu nehmen“ [G/K 18], wie er es 2014 auch vor dem Archäologischen Verein Freising und in der Archäologischen Staatssammlung München getan hat. Ihr Leiter wirft Pernicka nun vor:

„Er übernimmt dabei wie so oft zugleich die Rolle des »Archäologen«, die seine scheinbar breit angelegte Kompetenz in dem Beitrag weiter unterstreicht. Beides stellt jedoch eine fatale Fehleinschätzung dar“ [G/K 20].

Obendrein beobachtet Gebhard [G/K 21]:

„Insofern ist der vermeintlich »naturwissenschaftliche« Versuch zum Schmelzen eines Goldblechs in diesem Zusammenhang sinnlos und dient nur der suggestiven Untermauerung einer in archäologischer Unkenntnis aufgestellten Behauptung. [...] Dieses Beispiel macht deutlich, dass Pernicka an einer präzisen archäologischen Diskussion nicht teilnimmt.“

Vielmehr geht es ihm „um die Beibehaltung und Verfechtung einer persönlichen Meinung“, auch um „die Einbeziehung fiktiver Behauptungen“ [G/K 19].

So ist Pernicka der prominenteste wie penetranteste Vertreter der Fälschungsthese. Er fand es gut, die Fälschungsvorwürfe für Bernstorf möglichst breit zu platzieren und gerade auch in Freising (und München) vorzutragen. Rechtzeitig vor dem angekündigten Erscheinen des Bernstorf-Buches wurde in Spiegel-Online seine Sicht einer Fälschung verbreitet [Neumann, 18. 06. 2016]. Bösartig wurde es, als genau am Tag der Buchvorstellung ein weiterer, sich unabhängig gebender Spiegel-Online-Artikel erschien. Das neue Buch, gerade erst vorgestellt und von der Autorin bestenfalls entgegengenommen, „birgt keine wirklich[e] Überraschung“ [Neumann, 09. 01. 2017], worauf die Journalistin im Boulevard-Stil fortfährt – „Zu unterhaltsam sind die Gerüchte, die sich darum ranken“ – und die Rufmordkampagne an Moosauer unbeirrt fortsetzt. Die Münchner SZ gab am nächsten Tag die Quintessenz des Buches und die Leiden der Bernstorf-Forscher wieder:

„Zwei Experten sind nach jahrelanger Forschung sicher: Die Gold- und Bernsteinfunde von der bronzezeitlichen Befestigung Bernstorf bei Kranzberg sind echt. [...] dass mit der Vorstellung ihres Forschungsbandes die Kritiker verstummen werden, glauben auch Gebhard und Krause nicht. »Ein sachlicher Austausch der Argumente wird zunehmend schwierig«, schreiben sie in der Einleitung ihres Sammelbandes, »da die Trennung in zwei sich diametral gegenüberstehende Positionen inzwischen fast 20 Jahre andauert«“ [Bernstein].

Pernicka wird uns unten bei Nebra als Verfechter der Echtheit der dortigen Befunde begegnen.

 

Resümee für Bernstorf

Aus Sicht von Gebhard und Krause ist klar:

„Im Fall von Bernstorf sind wir der Meinung, dass auf der Grundlage der durchaus differenzierten Auffindungsgeschichte und der verschiedenen materialkundlichen Untersuchungen und naturwissenschaftlichen Analysen sowie kulturgeschichtlichen Überlegungen eine Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Mitteln und Grundlagen zielführend und lohnend ist“ [G/K 64].

So wurden die Fälschungsargumente Pernickas – angeblich bis zu 15, de facto nur vier [G/K 19, 145] – der Reihe nach abgearbeitet:

„1) Die chemische Zusammensetzung des Goldes;

2)   Die 14C-Datierung von organischen Materialien;

3)   Eine Autopsie der Bernsteinfunde und deren direkter Bezug zum Goldfund;

4)   Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Finder und ihrer Darstellung der Fundgeschichte“ [G/K 145].

„Fasst man die Diskussion dieser zentralen vier Punkte zusammen, so lassen sich unter den bislang öffentlich vorgetragenen Vorwürfen keine stichhaltigen Argumente finden, die für eine Fälschung sprechen“ [G/K 146].

Um jede Unkorrektheit möglichst auszuschließen, werden im Buch auf fünf nachfolgenden Seiten sämtliche Untersuchungsergebnisse noch einmal angesprochen.

 

Der „Superfälscher“

Anders als der desavouierende Spiegel-Online-Artikel hat sich Ulf von Rauchhaupt in der F.A.Z. mit dem Buch auseinandergesetzt und seine kluge Rezension mit einem Rätselsatz beendet:

„Wenn die Bernstorfer Fundstücke Fälschungen sind, sind sie extrem gut gemacht. Dann war hier kein Laie am Werk, sondern jemand, der sich exzellent mit bronzezeitlichem Material auskannte, die Bleche mit bronzezeitlichen Methoden bearbeitete und selbst über solche arkanen Details informiert war wie die Tatsache, dass Goldobjekte im Boden mit der Zeit Goldatome an das umgebende Erdreich abgeben, wo sie auch in Bernstorf tatsächlich nachgewiesen wurden. Es wäre jemand, der in der Lage gewesen sein müsste, selbst ausgewiesene Fachleute wie Krause und Gebhard zu täuschen. Wenn man sich die Frage, ob so ein Superfälscher eine plausible Figur ist, nicht stellen möchte, muss man jetzt die anderen Fragen beantworten“ [Rauchhaupt].

Wenn man gleichwohl die Frage nach dem „Superfälscher“ sofort stellt, erübrigen sich möglicherweise die anderen Antworten. Wie dem für die Nebra-Scheibe zuständige Landesamt für Denkmalpflege „Der Aufwand des Fälschers“ ein eigener Abschnitt wert war [lda y Naturwissenschaftliche Untersuchungen y Echtheit und Datierung], so haben sich auch Gebhard und Krause öfters die Fälschungsfrage gestellt und zu ihrer Beantwortung eine große Tabelle zusammengestellt [G/K 148], Von ihr wird hier nur die Spalte „Besondere Erfordernisse“ abgedruckt (unter Weglassung des häufig genannten Rasterelektronenmikroskops):

„hohe Erfahrung in handwerklicher [Gold-]Blechherstellung und Umgang mit einfachen Werkzeugen (Stein, Knochen, Holz) [...]

Manipulation im Mikrobereich [Zuschnitt des Goldblechs] [...]

Archäologische Spezialkenntnisse bronzezeitlicher Motive

Spezialkenntnisse zur Erzeugung von Goldumbildungen im Mikrobereich [...]

Erzeugung von Mikrospuren [organischer Auflagen auf dem Gold]

Zugang zu einem bronzezeitlichen, verkohlten Holzstab mit bekanntem 14C-Datum aus dem 14. Jh. v. Chr.

Archäologische Kenntnisse bronzezeitlicher Deponierungssitten [Faltung und Teilzerstückelung der Goldbleche]

Bodenkundliche Fachkenntnisse, Detailkenntnisse zum Tschernobyl-Fallout [...]

Zuschnitt von Feinstdrähten inkl. Alterung der Schnittkanten [bei dem Bernsteinsiegel mit Goldlahn in Lochung] [...]

Spezialkenntnisse Mykenologie [beim Beschriften des Bernsteins]

Spezialkenntnisse zur Fluoreszenz von bearbeiteten Bernsteinen

Kenntnisse der Ikonographie mykenischer Kultbilder“ [G/K 148].

Auch Manipulationen mit Anhaftungen an den Objekten würden „ohne ausgezeichnete bodenkundliche Kenntnisse“ [G/K 122] nicht möglich sein. Das trifft insbesondere für die erhöhte

„Goldkonzentration in dem untersuchten Sedimentmantel zu, da dieses Phänomen weitgehend unbekannt und unerforscht war, als die Stücke geborgen wurden“ [G/K 122].

Der Fälscher hätte auch wissen müssen, dass Fluoreszenzerscheinungen an Bernstein in einigen Jahren nachprüfbar sein werden [G/K 123 f.], wie er die Gesichtsdarstellung einigermaßen unbekannter Idole mit wohlgemerkt altem Werkzeug nachvollzogen hätte [G/K 129, 175], um gegenüber zukünftigen Untersuchungsmethoden gewappnet zu sein. Er hätte auch antizipierend geahnt, dass bei den Grabungen 2002 und 2010/11 an der Innenseite der Mauer deponierte Keramikgefäße entdeckt würden [vgl. G/K 142]. Da eine Fälschung ins bekannte Ensemble passen sollte, würde ein Fälscher eigentlich nicht zu anderen Punzen greifen, als sie vom mykenischen Schmuck her bekannt sind. Er hätte auch kein lächelndes, ja lachhaftes Gesicht in den Bernstein geschnitzt.

Trotz aller detailbezogener List wäre der Superfälscher aber nicht auf die zentrale Idee gekommen, sich antikes Gold zu besorgen, das im Internet leicht erhältlich ist [G/K 151]. Hinzu tritt die notwendige Arbeitszeit für den fälschenden ‘Superman’. Wenn es darum gegangen sein sollte, das drohende Wegbaggern der bronzezeitlichen Wallanlage zu verhindern, dann hätte die Uhr frühestens ab dem 1. April 1998 getickt: Damals stellte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege dem weiteren Kiesabbau „nichts in den Weg“ [G/K 294]. Doch darüber wurde noch von Ende April [G/K 295] bis Juli gestritten; der erste Goldfund wurde für den 07. 08. 1998 gemeldet [G/K 150 f.].

„Der enge Zeitrahmen der Ereignisse zeigt, dass auch den Findern für die Anfertigung einer perfekten Fälschung nur ein sehr kleines Zeitfenster von wenigen Wochen zur Verfügung gestanden hätte“ [G/K 151].

All das wirkt sehr plausibel. Gleichwohl blieb die auch hier voreingenommene Wikipedia auf Seiten Pernickas: Die Funde „stehen nach verschiedenen Untersuchungen mittlerweile unter erheblichem Fälschungsverdacht“. Ohne Lektüre der 319 Buchseiten rückte der zuständige Wikipedia-Autor unter Bezug auf v. Rauchhaupts Rezension nur den Passus ein:

„Eine Veröffentlichung wissenschaftlicher Aufsätze zur Thematik wurde am 9. Januar 2017 der Öffentlichkeit als eine Verteidigungsschrift gegen Pernicka vorgestellt, konnte aber den Fälschungsverdacht nicht ausräumen“ [wiki y Bronzezeitliche Befestigung bei Bernstorf; gelesen am 25. 01.].

Nun hat die Auffindungsgeschichte der verschiedenen Gold- und Bernsteinfunde ihre bekannten, oft ausgebreiteten Schwächen, die auch in dem Band von Gebhard/Krause klar dargelegt werden, sogar mit Faksimiles von Protokollen und Berichten. Doch damit steht Bernstorf keineswegs allein.

 

Nebras dubiose Fundgeschichte

Ernst Pernicka – „Der Wissenschaftler [...] bewies die Echtheit der Himmelsscheibe von Nebra“ [Heidelberg] – hat seinen Ruf mit der umstrittenen Himmelsscheibe von Nebra verknüpft und muss es hinnehmen, dass die dubiose Auffindungsgeschichte in Bernstorf mit der noch dubioseren Auffindungsgeschichte in Nebra (alias Sangersdorf alias Kleinwangen bzw. Wangen) verglichen wird.

Im Falle der Himmelsscheibe braucht es sehr viel naives Gottvertrauen, um trotz der widersprüchlichen Aussagen der Raubgräber an den Fundort auf dem Mittelberg und an einen Depotfund zu glauben, der neben der Scheibe zwei Schwerter, zwei Randleistenbeile, einen Meißel und zwei Armspiralen umfasste, alles aus Bronze gefertigt, wie Harald Meller [= M] sehr schön illustriert [M. 94 f.; dito lfd]. Das beginnt schon damit, dass die beiden Raubgräber anfangs davon sprachen, dass der Fundort in der Nähe von Sangerhausen liege – die Ortskerne von Sangerhausen und Nebra liegen jedoch 24 km auseinander. Insofern gibt es im Internet Überschriften „Wie aus der Sternenscheibe von Sangerhausen die Himmelsscheibe von Nebra wurde“ [Budnik], während das Standardwerk von Harald Meller, Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt, diesen wichtigen Sachverhalt übergeht [vgl. M. 22]. Um gleichermaßen Hortfund und Fundort zu bestätigen, verzichtete man auf die mögliche Prüfung größerer Bodenanhaftungen an den Schwertern, nahm eine Bodenprobe und beschränkte sich auf 0,113 g Anhaftung an der Scheibe [G/K 35], von denen die grobe Sand- und Siltfraktion noch das meiste ausmacht [G/K 314]. Die zu erwartende Goldanreicherung im Boden wurde nicht beziffert, doch als „signifikant höher“ bezeichnet [G/K 37]. Die einander diametral widersprechenden Aussagen der Raubgräber wurden souverän auf ein Loch am Mittelberg bezogen, das wohl Meller in die Diskussion einbrachte und durchsetzte [Müller-Straten, 22]. Hier gibt es einen flachen, 160 m durchmessenden Ringwall, allerdings ein volles Jahrtausend jünger, und mit einigem Abstand zwei gerade Wälle, wohl älter als die ominöse Datierung -1600 [ebd.].

Gebhard und Krause zeigen, wie aus einer undatierbaren Scheibe ein frühbronzezeitliches Weltwunder, ein Weltdokumentenerbe gemacht wurde: indem man die Versionen der Raubgräber über einen datierungsgebenden Hortfund akzeptierte. Dagegen hatte Pernicka selbst Einwände erhoben:

„Die Bleiisotopenverhältnisse sind allerdings sehr unterschiedlich, so dass eine gleichzeitige Herstellung aller Teile des Hortfundes sehr unwahrscheinlich ist“ [Pernicka lt. Riederer, G/K 312].

Wenn wenigstens die Metallbefunde gestimmt hätten. Aber Edelmetallurge Pernicka musste mehrfach nachbessern: Stammte das Gold nach seinen ersten Analysen aus Siebenbürgen [Pernicka in M. 37], sah Gregor Borg 2010 ein Gemenge „aus thüringischem Seifengold, Edergold und Siebenbürgischem Gold“ [G/K 38]. 2014 änderte Pernicka für alle Goldapplikationen der Scheibe die Herkunft auf Cornwall [vgl. Illig 2014, 639 f.]. Hatte er 2006 noch verlautbart: „Es deutet daher alles darauf hin, dass die Himmelsscheibe aus regional verfügbaren Metallen in Mitteleuropa hergestellt wurde“ [Pernicka in M. 37], stammt nur noch das Kupfer aus Tirol oder Salzburg, während Gold und Zinn aus Cornwall stammen. Damit ist die Scheibe zu einem ‘Exoten’ geworden, dessen Ingredienzien rund 1.100 km Luftlinie über Meer und Land importiert werden mussten.

Bezüglich des Zinns gibt es eine weitere Erkenntnis aus dem Hause Pernicka: Die Zinn-Isotopen-Forschung hat sich überschätzt, denn sie kann gar nicht z.B. zwischen Zinn aus Cornwall und Zinn aus dem Erzgebirge unterscheiden [Marahrens/Pernicka u.a. 2016; vgl. Heinitz, ###]. Pernicka hat damit seine früheren Regionalzuweisungen für Zinn selbst widerlegt.

Bei der Herkunft wurde bereits früher ein massives Problem gesehen, das sich mit Cornwall noch viel gewichtiger auftürmt:

„Dass sich die Fälscher unverdächtige Ro[h]materialien beschafft haben könnten, belegt auch der Nachweis, dass das Kupfer der Scheibe aus den salzburger Alpen (Mitterberg bei Bischofshofen), das Gold aus den Karpaten kommt. Da es in den salzburger Alpen reichlich Gold gibt (Tauerngold) ist es unverständlich, warum an einem angeblich echten Objekt nicht Kupfer und Gold aus der gleichen Region vorkommt. In Ungarn/Rumänien gibt es reiche Kupferlagerstätten, so dass es ebenso undenkbar ist, dass eine Scheibe, die mit Gold aus den Karpaten verziert ist aus alpinem Kupfer hergestellt ist“ [Maschinengetippte Stellungnahme von Prof. Josef Riederer von 2005, im Faksimile mit Schreibfehlern; G/K 308].

Laut Meller [23] gab es in Nebra keine Probleme:

„Die erste und prinzipielle Frage nach der Echtheit der Himmelsscheibe und ihrer Beifunde wurde durch naturwissenschaftliche Untersuchungen in kürzester Zeit positiv geklärt. Gleiches galt für die Zusammengehörigkeit des Fundkomplexes aufgrund der identischen Bodenanhaftungen. Da das Alter der Beifunde archäologisch gut zu bestimmen ist, ergab sich somit für die Niederlegung der Himmelsscheibe ein Datum um 1600 v. Chr.“

Es brauchte nur deshalb „kürzeste Zeit“, weil lediglich geprüft wurde, ob die Scheibe messbare Radioaktivität enthielt. Wenn sie fehlt, muss das Metall vor mehr als 100 Jahren verhüttet worden sein [Pernicka in M. 34]. Sie enthielt keine. Doch was besagt dies? Wenn ein Fälscher sich altes Material besorgt hat, was in Zeiten des Internets nicht schwer ist, dann kann er die Scheibe ein paar Jahre zuvor gegossen und geschmiedet haben, ohne sich wegen radioaktiver Spuren Sorgen machen zu müssen. Es könnte selbstverständlich auch eine keltische Scheibe sein – hat doch Josef M. Mayer [2014] auch zahlreiche Vergleiche zu keltischer Kunst angestellt, aber die Datierung der Scheibe bestätigt –, die irgendwo gefunden und durch die Schwerter veraltet worden ist.

Bei den Beifunden fiel auf, dass die beiden Schwerter Chloridpatina zeigen, der Meißel hingegen Edelpatina, was gemeinsame Lagerung praktisch ausschließt [G/K 32 f., Fn 56]. Ebenso fiel die Malachitpatina der Scheibe auf, die senkrecht im Boden gestanden haben soll, nur „3-5 cm unter der Oberfläche“ [G/K 27] (und nur 40 cm vom Rand eines neuzeitlichen Kohlenmeilerplatzes entfernt [G/K 42]).

c.  „Am Mittelberg liegt über dem Verwitterungsboden eine 15 - 20 cm dicke Humusschicht. Wenn die Scheibe 5 cm unter dem Boden lag, dann befanden sich 1/3 der Scheibe im Humus (der aus verwittertem Laub, Gras und ähnlicher Vegetation entstanden ist), 2/3 im völlig andersartigen alten Boden. Dies hätte bewirken müssen, dass sich auf der Scheibe diese Grenze abzeichnet,

d.  wäre sie nie vollständig vergraben gewesen, da sich die 15 cm Humusschicht durch Verwitterung der Blätter usw. erst nach der Bronzezeit und nach der bronzezeitlichen Nutzung des Mittelberges gebildet hat“ [Riederer-Stellungnahme 2005 in G/K 129].

Ob eine Malachitpatina künstlich erzeugt werden kann, ist strittig. Während nach Laboruntersuchungen von Wunderlich die Herstellung möglich ist [G/K 308], vertritt man in Halle die Ansicht, dass es bislang nicht möglich sei [lda y Echtheit und Datierung].

Ganz unklar ist der Umstand, wie die Goldapplikationen auf einer bronzenen, also goldfarbenen Bronzescheibe hätten wirken sollen, anders als auf der heutigen dunkelgrünen Malachitpatina (aus basischem Kupfercarbonat und Kassiterit = Zinnstein [lda]), die sich sogar auf wie unter den Goldeinlagen gebildet hat. Um zum zwingend notwendigen Kontrast zu kommen, muss für die ursprüngliche Scheibe „eine dunkelbraune bis schwarze Färbung“ unterstellt und auch für den Andenkenladen rekonstruiert werden; sie ist jedoch nicht nachgewiesen [M. 23]. „Sind ähnliche Materialkombinationen aus der Vorgeschichte bekannt? Nein“ [M-S 24]. Kunsthistoriker Christian Müller-Straten spricht deshalb von „restauratorisch-archäologischer Selbsttäuschung“ [ebd.].

Überraschend schlecht ist die Fundlage bei den Bodenproben, die vom vermuteten Raubgrabungsloch, von einem der Schwerter und zu einem späteren Zeitpunkt von einem der Beile genommen worden sind. Davon gibt es auch zehn Jahre nach den Prozessen noch keine detaillierte Angaben.

„Da bis zum jetzigen Zeitpunkt die beiden Abschlussberichte trotz mehrfacher Ankündigungen nicht vorliegen, kann die Vorgehensweise derzeit nur anhand der in den Gerichtsverfahren vorgelegten Dokumente dargestellt werden“ [G/K 33].

Ein weiterer Befund hat keine Beweiskraft:

„In einem der Griffe der Schwerter fanden sich Reste von Birkenrinde, die einst offenbar zur Fixierung des Griffes genutzt worden ist. Die Rinde konnte mit der Radiokohlenstoff-Methode auf die Zeit zwischen 1500 und 1650 v. Chr. datiert werden. Damit ist die Himmelsscheibe mindestens so alt wie Schwerter und Beile, wahrscheinlich aber um einige Zeit älter; worauf die mehrfachen Veränderungen in antiker Zeit hindeuten“ [lda y Echtheit und Datierung].

Nachdem der zeitgleiche Hortfund bislang nicht bestätigt ist, hilft auch diese Information bei der Datierung der Scheibe nicht weiter. An der Scheibe konnte eine Anhaftung im Gewicht von 0,113 g (= 113 Milligramm) geprüft werden, mit der niemals zu beweisen ist, dass der Fund allein vom Mittelberg stammen könne [G/K 35]. Ganz im Gegenteil hat ein Gutachten erbracht, dass die Scheibe und ein Schwert nicht aus demselben Boden stammen [G/K 35]. Da zudem die beiden Abschlussberichte zur 2002 begonnenen Grabung bis heute nicht vorliegen, lässt sich klar sagen: Es gab nie einen Hortfund, der aus Scheibe, zwei Schwertern und einigen anderen Teilen bestanden hätte! Das ist nicht neu, hat doch Prof. Josef Riederer – bis 2004 Direktor des Rathgen-Forschungslabors in Berlin – bereits 2005 in seiner Stellungnahme u. a. darauf hingewiesen und angefügt:

„Mein persönlicher Eindruck ist, dass Herr Meller selbst ahnt, dass die Objekte nicht zusammengehören, da er zahlreiche Gutachten (22 Gutachten von 18 Naturwissenschaftlern) und die unnötige Radiokarbonanalyse an der Birkenrinde des unzweifelhaft und nie bestritten 3600 Jahre alten Schwertes in Auftrag gegeben hat, um den Anschein der wissenschaftlichen Seriosität zu erwecken, wobei die Gutachten lediglich die bronzezeitliche Herkunft, die ihm von vorne herein klar war, beweisen, nicht aber die Zusammengehörigkeit des Fundes und die Herkunft aus Mitteldeutschland“ [G/K 310].

Mangels ausreichender Anhaftungen und mangels gesicherter Beifunde kann das Alter der Scheibe nicht bestimmt werden. Sogar auf der Website des Landesamts für Denkmalschutz wird eingeräumt: „Die Himmelsscheibe selbst kann weder typologisch noch naturwissenschaftlich direkt datiert werden“ [lda y Echtheit und Datierung; M-S 27], zumal die Machart der Scheibe viel gröber ist als die der Schwerter, die wiederum weniger in Mitteldeutschland, sondern im Karpatenbecken und in Nordeuropa verbreitet waren [G/K 32]. Seltsamerweise hat Meller in seinem groß angelegten Himmelsscheiben-Werk auf 207 Seiten zwar Aufsätze über Stabdolche oder über nordische Krummschwerter, aber keinen über Aunjetitzer Schwerter aufgenommen. Man hätte doch gerne gewusst, wo solche „Prunkwaffen, die nicht zum Kampf genutzt wurden“ [M. 23] außer bei Nebra noch gefunden worden sind. Die beiden einzigen Schwerter, die Meller [139 f.] abbildet, sind keine Prunkwaffen, sondern eine korrodierte Schwertklinge aus dem thüringischen Sachsenburg und die Klinge eines Kurzschwertes aus Sangerhausen. Drei vergleichbare Prunkdolche aus Schottland stammen aus der Zeit zwischen -2050 und -1700, „sind also älter als die Nebra-Schwerter und können nicht direkt mit ihnen in Verbindung gebracht werden“ [M. 176]. Auf der Website des zuständigen Landesamtes wird vermerkt:

„Die Schwerter von Nebra bilden nach ihrer Form eine Eigenschöpfung, eine Mischung aus südost- und nordeuropäischen Elementen, wie wir sie in einigen weniger kostbaren Waffen aus Deutschland zwischen 1700 und 1500 v. Chr. kennen“ [lda].

Dem wäre also durchaus nachzugehen gewesen. 2006 deutete für Pernicka noch alles darauf hin, „dass die Himmelsscheibe aus regional verfügbaren Metallen in Mitteleuropa hergestellt wurde“ [M. 37]. So auch Archäoastronom Wolfhard Schlosser:

„Die Materialien sind hier im Prinzip auch zu Hause, das Kupfer könnte man aus dem Mansfelder Land nehmen, das Gold könnte man aus der Unstrut heraus waschen, und auch das Zinn ist im Erzgebirge vorhanden. Nur, wie die Kollegen in der Metallurgie festgestellt haben, sind diese Metalle offensichtlich nicht lokal gewonnen worden“ [Mack].

Mehr als nur erwähnenswert: Die Aunjetitzer Kultur wird östlich der Weser gefunden, entlang von Elbe und Oder bis ins Karpatenbecker und bis Esztergom an der Donau. Damit war Pernickas Hinweis auf Siebenbürgen für das Gold der Scheibe [Pernicka in M. 37] leidlich kompatibel. Mittlerweile müssen bislang unbekannte Handelsbeziehungen zwischen dem bronzezeitlichen Cornwall und dem Gebiet an Unstrut und Elbe postuliert werden, um die Herstellung der Scheibe zu erklären.

Das angeblich rituelle Vergraben hätte in der Bronzezeit an einem Ort stattgefunden, an dem nichts Zeitgleiches zu finden war. Ergo „ist zu vermuten, dass der Schatz in einem umhegten heiligen Bezirk niedergelegt worden war“ [lfd]. Das lässt sich nur glauben. Das Ausgraben von 8.900 m² auf dem Mittelberg erbrachte

„die Reste neuzeitlicher Kohlenmeiler und eisenzeitliche Funde. Die Wallanlage datiert ebenfalls in die Eisenzeit. Bronzezeitliche Funde und Befunde liegen nicht vor oder sind nicht veröffentlicht“ [G/K 42, Fn 112].

Das wird zu Recht als Manko empfunden. Vielleicht wurde deshalb 2015 von Meller eine neue Sensation in Umlauf gebracht: ein direkter Bezug zum bereits 1874 ausgeraubte Grabhügel Bornhöck bei Dieskau, von dessen vermutlich 13 Goldobjekten noch fünf erhalten sind und seit Kriegsende in Moskau liegen.

„Auf einem Feld bei Dieskau in Sachsen-Anhalt haben Archäologen möglicherweise das gut 3800 Jahre alte Grab des Herrschers entdeckt, der die Himmelsscheibe von Nebra besaß. »Gewissheit, dass hier der ‘Vater der Himmelsscheibe’ lag, wird die Auswertung der Goldanalysen der Grabbeigaben bringen«, sagte Landesarchäologe Harald Meller an der Grabungsstelle. »Sollte die Zusammensetzung des Goldes identisch mit dem der Himmelsscheibe sein, ist der komplette Beweis erbracht.« Das Ergebnis werde Anfang 2016 erwartet“ [SZ].

Es geht auch noch pseudo-konkreter [Schöne]:

„So ergaben zum Beispiel in Dieskau (Saalekreis) Grabungen am dortigen Fürstengrab, dem sogenannten »Bornhöck«, dass der dort bestattete Herrscher einst die über 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra in Auftrag gegeben hatte – also quasi der »Vater der Himmelsscheibe« ist“.

Hier möchte man sogar Auftraggeber und Vater kennen. Das 30 km von Nebra entfernte Hügelgrab Bornhöck scheint passend, weil der Hügel ursprünglich 15 m hoch war und einen Goldfund enthielt. Der komplette Beweis ist bislang nicht gelungen, zumal Materialanalysen nur einen Werkstoff charakterisieren können [G/K 39, Fn 92]. Meller teilte Monate nach dem von ihm genannten Termin, im August 2016 mit: „Direkte Beweise fehlen zwar, aber die These stehe auf guten Füßen. »Weitere Untersuchungen laufen noch«, so Meller“ [mdr]. Es geht sogar noch ‘präziser’:

„Metallurgische Untersuchungen des für die Scheibe verwandten Goldes zeigen, dass es aus der gleichen Mine in Cornwall stammt wie die Schmucknadeln, die in zwei anderen, deutlich kleineren Hügelgräbern gefunden wurden, in Leubingen (Thüringen) und in Helmsdorf (Sachsen-Anhalt). Aus dem Tumulus von Dieskau haben sich keine Nadeln erhalten, sodass eine Isotopen-Analyse nicht möglich ist. Wohl aber hat diese bei den Armringen aus allen drei Grabhügeln ergeben, dass ihr Gold ebenfalls eine gemeinsame Quelle hat. Offenbar achteten die Eliten jener Zeit darauf, das Formen und Werkstoff ihrer kostbaren Stücke eine Einheit bildeten. Die verlorenen Schmucknadeln von Dieskau, sagt Meller, dürften daher aus dem gleichen Gold gewesen sein wie die übrigen – und die Himmelsscheibe“ [Seewald].

Nun zeugen sogar nichtexistente Schmucknadeln für den Fürsten von Goseck. Ein anderer bezweifelter Zeuge ist die Goldscheibe von Moordorf bzw. Aurich. Auch bei ihr hat Pernicka 2016 eine Fälschung wegen des feinen Goldes unterstellt [vgl. G/K 83 f., 139]; hier kommt hinzu, dass beim Kopieren vielleicht sogar das Original vertauscht worden ist [G/K 83 f., 139]. Wäre dann die eine Scheibe vor 1910, die andere vor 1998 gefälscht worden? [vgl. G/K 141]. Andererseits tauchten damals im Antiquitätenhandel entsprechende Scheiben auf, die zu einer Neubewertung führen könnten [Internet-Seiten ohne allgemeinen Zugang]. Es gilt:

„Artefakte aus sehr reinem Gold können keinesfalls allein auf der Grundlage einer Analyse als modern gewonnenes Gold und damit als Fälschung abgetan werden. Die Erklärung, wie dieses Gold hergestellt wurde, bedarf einer umfangreicheren Analyse aller Faktoren, wie sie in diesem Band vorgenommen wird“ [G/K 141].

 

 

Ein abschließender Vergleich

Wer für Bernstorf die Fundauffindung für fälschungsträchtig hält, der muss nach den 19 Nebra-Seiten aus dem Buch von Gebhard und Krause [G/K 25-43] zur Kenntnis nehmen, dass die Fundauffindungsumstände für Nebra noch fragwürdiger sind, die Echtheit der Himmelsscheibe also mindestens ebenso zweifelhaft ist wie die der Bernstorfer Funde. Dazu die Abschrift eines Vergleichstableaus [G/K 43]:

 
 


Müller-Straten hat bereits im Jahr 2015 massive Zweifel an dem Weltdokumentenerbe angemeldet. Der Unterschied liegt darin: Im Falle der Sternenscheibe gab es angesichts der rätselhaften Darstellung [vgl. Mayer] trotz beliebig vieler Einhakmöglichkeiten relativ wenige Zweifler, zumindest keine penetranten, während es im Falle von Bernstorf vorwiegend Zweifler gab, von denen einige äußerst penetrant sind. Für die Nebra-Scheibe hat sich das zuständige Landesamt Gedanken über eine mögliche Fälschung gemacht:

„Einige der oben angeführten Kriterien für einen echten Fund könnte ein intelligenter Fälscher vielleicht mit gewissem Aufwand umgehen, andere nach bisherigem Kenntnisstand (z. B. Korrosion) nicht. Auf jeden Fall müsste der Fälscher, damit sein Werk allen hier angewandten Prüfkriterien gerecht wird, einen immensen Aufwand betreiben. Nicht ein kleinster Fehler dürfte ihm dabei unterlaufen. Machen wir einmal das Gedankenexperiment: Eine »alte Legierung« ließe sich evtl. noch aus Altfunden zusammenschmelzen, die aber eine eindeutige Herkunft haben müssen, d. h. alle z. B. aus der Mitterbergregion [corr. Mittel-; HI] stammen. Aus neuem Erz gleicher Herkunft (die Lagerstätte ist aber leider abgebaut) kann er das Metall nicht zusammenschmelzen, denn dann würde der Blei210-Test versagen. Dann muss er natürliche Goldnuggets der richtigen Region besorgen, die Himmelsscheibe mit prähistorischer Technik schmieden und die Bleche einlegen. Um ein komplexes astronomisches Programm zu entwickeln, empfiehlt sich die Beratung mit mehreren erfahrenen Archäoastronomen. Dann werden in ebensolcher Weise die Beifunde hergestellt. Frühbronzezeitliche Birkenrinde, deren 14C-Alter vorher korrekt bestimmt wurde, werden in die Schwertgriffe gesteckt. Man kann aber auch ein 14C-Alter fälschen: Dazu wird ein Gewächshaus errichtet, mit Birkensämlingen bestückt und mit einer isotopisch korrekten 14C-Kohlendioxid- Mischung begast. Nach 20 Jahren Wachstum in 14C-Bronzeluft kann die bronzezeitliche Birkenrinde geerntet werden. Dann werden die Funde künstlich korrodiert, mit dicht kristalliner Malachitpatina. Das geht nach heutigem Kenntnisstand nicht, ebensowenig kann man dabei auf die Schnelle die Bodenanhaftungen vom richtigen Fundort in die Korrosion einwachsen lassen. Den Fundort hat man nach den astronomischen Besonderheiten geschickt ausgewählt. Ist der Fund dort vergraben, dotiert man die umliegende Erde noch gleichmäßig mit Spuren von Gold und Kupfer und harrt geduldig der Entdeckung“ [lda y Echtheit und Datierung].

Trotzdem kann die Scheibe antik sein (Patinabildung), aber weder aus einem Hortfund noch aus dem Grabungsloch auf dem Mittelberg stammen. Plausibler erschiene die keltische Zeit ab dem -3. Jh., wenn die Kelten der britischen Insel mit denen auf dem Festland in Verbindung stehen.

Weitere Literatur

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Budnik, Bernd (2004): „Eine Exkursion in die Bronzezeit“ oder „Wie aus der Sternenscheibe von Sangerhausen die Himmelsscheibe von Nebra wurde“;

    http://www.mandel0.de/privat/Himmelsscheibe/himmelsscheibe.htm

Gebhard, Rupert (2017): Bernstorf – Ergebnisse der Echtheitsprüfung; Vortrag vor den „freunden der bayerischen vor- und frühgeschichte“; Archäologische Staatssammlung, München, 19. 01.

Goormann-Prugger, Birgit (2015): Trauer um Erwin Neumair · In der Fachwelt eine feste Größe; SZ.de, 11. 11.

Grimm, Alfred / Schoske, Sylvia (Hgg. 2001): Das Geheimnis des goldenen Sarges · Echnaton und das Ende der Amarnazeit; Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München

heidelberg (2014): https://www.uni-heidelberg.de/presse/news2014/pm20140827_ern

    st-pernicka-auf-stiftungsprofessur-berufen.html

Heinitz, Volker (2017): Gedankensplitter zu antikem Glas – Teil 2, mit einer Ergänzung zum Zinn; Zeitensprünge  29 (1) ###

Illig, Heribert (2016): Bernstorf auf der Zielgeraden · Archäometallurg auf dem Holzweg? Zeitensprünge  28 (2) 132-135

-  (2014): Neues aus Bernstorf, Nebra und Cornwall. „Bayernkrimi“, Gold und Pernicka; Zeitensprünge  26 (3) 631-644

-  (2005): Die veraltete Vorzeit · Eine neue Chronologie der Prähistorie; Mantis, Gräfelfing (11988)

Krause, Rüdiger (2014): Bernstorfer Berg im Ampertal, seine außergewöhnlichen Befestigungen und Funde – ein Bayernkrimi?, Vortrag in der Archäologischen Staatssammlung München, 04. 12.

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M.  s. Meller

Marahrens, Janeta / Berger, Daniel / Brügmann, Gerhard / Pernicka, Ernst (2016): Vergleich der stabilen Zinn-Isotopenzusammensetzung von Kassiteriten aus europäischen Zinn-Lagerstätten; in Archäometrie und Denkmalpflege, Metalla, Sonderheft 8, 190-193

Mayer, Josef M. (2014): Die Himmelspferde von Nebra und Stonehenge · Astronomie und Mythos in der Bronzezeit; Mantis, Gräfelfing

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Meller, Harald (Hg. 2006): Der geschmiedete Himmel · Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren; Theiss, Stuttgart (= M.)

Müller-Straten, Christian (2015): Das sog. Weltkulturerbe von Kleinenwangen an der Unstrut; Museum Aktuell · Die aktuelle Fachzeitschrift für die deutschsprachige Museumswelt; Nr. 225, 21-30

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-  (2016): Das Wunder von Bernstorf · Der Goldschatz von Bernstorf könnte eine Fälschung sein; SPIEGEL-Online, 25. 06.

Pernicka, Ernst (2014): Zur Frage Echtheit der Goldfunde von Bernstorf; Vortrag auf der Münchener Tagung: Die bronzezeitliche Befestigung von Bernstorf, Archäologische Staatssammlung, München, 12.-15. Oktober

-  (2013): Zur Frage der Echtheit der Bernstorfer Goldfunde. In: Metalle der Macht – Frühes Gold und Silber. Metals of Power – Early Gold and Silver. 6. Mitteldeutscher Archäologentag vom 17. bis 19. Oktober 2013 in Halle (Saale). Hrsg. von Harald Meller, Roberto Risch und Ernst Pernicka. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle, Band 11, 2014, S. 247–256

Rauchhaupt, Ulf von (2017): Reinstes Gold · Seit Jahren tobt ein Streit um die Echtheit eines bronzezeitlichen Schatzes in Bayern. Jetzt haben die damit befassten Archäologen eine ausführliche Verteidigungsschrift vorgelegt. Aber es bleiben Fragen; FAZ, 16. 01.

Schäfer, Ulrich (2017): Doktor Offline; SZ, 01. 02.

Schmidt, Mark (2002): Von Hüten, Kegeln und Kalendern oder Das blendende Licht des Orients; Ethnographisch-archäologische Zeitschrift  43 (4) 499-541

Schöne, Thomas (2016): 460 Grabungen im Jahr 2016 · Sachsen-Anhalt – das Eldorado der Archäologen; Mitteldeutsche Zeitung, 26. 12.

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